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27.02.2024

Wenn eine neue Heizung fällig wird – was tun?


Experten des Vereines Energieagentur Region Göttingen klären auf  

...von Doreen Westphal - Für Haus & Grund Bad Lauterberg und Umgebung e.V

Bad Lauterberg)  Es ist nicht der erste Vortrag zum Thema Heizen in der Zukunft bei den Stammtischen des Haus und Grund Vereins Bad Lauterberg und Umgebung e.V. Aber jedes Mal wieder ist das Lokal bis auf den letzten Platz besetzt, denn dieses Thema bewegt die Gemüter. Die Verabschiedung des geänderten Gebäudeenergiegesetzes (GEG) im Dezember letzten Jahres hat da auch nicht wirklich zu einer Beruhigung beigetragen. Das große Thema bei den meisten Hauseigentümern ist die Frage, „Wer soll das bezahlen?“.

Die Fakten:
Im Paragraphen 71 des GEG werden in den Abschnitten a bis p die Anforderungen an eine Heizungsanlage geregelt. Diese soll zu 65 % mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Es gibt aber noch Ausnahmen. Der Satz 8 regelt die Möglichkeiten für bestehende Gebäude in Gemeinden mit weniger als 100.000 Einwohnern. Hier dürfen noch solange herkömmliche Anlagen eingebaut werden, bis die Gemeinde einen verbindlichen, kommunalen Wärmeplan vorlegt. Das muss bis zum 30.06.2028 erfolgen. Die eingebauten Heizungsanlagen müssen aber auch für die Verbrennung nichtfossiler Brennstoffe, wie Biomasse oder Wasserstoff geeignet sein, denn hier gelten folgende Abstufungen: ab 2029 mindestens 15 Prozent, ab 2035 mindestens 30 Prozent, ab 2040 mindestens 60 Prozent. Ab 2045 ist die Nutzung fossiler Brennstoffe verboten. Und Achtung, vor dem Einbau einer solchen Heizung muss ein Beratungsgespräch erfolgen und nachgewiesen werden. Denn der Hauseigentümer soll auf das Risiko hingewiesen werden, dass er möglicherweis in 20 Jahren wieder tätig werden muss. Dieses Beratungsgespräch kann durch den Bezirksschornsteinfeger, den Heizungsbauer oder einen Energieberater erfolgen.

Fehlende Infrastruktur
Die meisten Heizungsanlagen, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden sind elektrische Anlagen, wie Wärmepumpen, Solarthermische Anlagen oder Stromdirektheizungen. Wenn man bedenkt, dass für das Beheizen eines Gebäudes circa 89 Prozent des Gesamtenergiebedarfs aufgebracht werden muss, hat man eine Vorstellung davon, wieviel zusätzlicher Strom benötigt wird. Und wenn der Strom aus dem Netz kommen soll, dann sind die veralteten Netze ganz schnell an ihrer Belastungsgrenze angelangt. Aber auch die Leitungsnetze für Erdgas sind nicht mehr auf dem Stand, der für den Durchfluss von beispielsweise Wasserstoff benötigt wird. So bleibt die Frage offen, ob die Kommunen in den nächsten 20 Jahren die Modernisierung der Netze realisieren können. Davon ist wohl eher nicht auszugehen.

Welche Alternativen hat nun also der Eigentümer?
Da gibt es verschiedene Ansätze. Es sollte geprüft werden, welche Maßnahmen zur Einsparung von Energieverbrauch möglich sind. Dazu muss die Dämmung des Hauses genauso gecheckt werden, wie die Fenster oder andere Kältebrücken. Kommt eine eigene Stromerzeugung infrage, lohnt sich eine PV-Anlage? Um diese und noch viel mehr Fragen rund um die Gebäudeenergie zu beantworten ist in jedem Fall die Hinzuziehung eines Energieberaters zu empfehlen. Ein ausgebildeter Energieberater kann gleichzeitig über die Möglichkeiten der Förderungen aufklären, denn das ist ein weiterer Paragraphenwusel, der für den Laien rasch verwirrend werden kann.  

Fahrplan der Energieagentur Göttingen e.V. 
Souverän und kurzweilig brachten die Experten der Energieagentur Region Göttingen e.V., Jonas Licht und Aaron Fraeter das Thema an den Mann. Auch wenn jedes Gebäude ganz individuell betrachtet werden muss, wird dennoch für alle ein Rahmenfahrplan empfohlen: Zuerst den Istzustand aufnehmen, dann umfangreiche Informationen einholen, unbedingt und frühzeitig eine Beratung anmelden und nicht vergessen: Fördermittel beantragen. Die Energieagentur unterstützt Bürger, Kommunen und Unternehmen bei einer anbieterneutralen Energieberatungsvermittlung. Sie bietet außerdem Fortbildungen an, informiert über Förderprogramme und führt in Haushalten Stromsparchecks durch. 

Neuer Kooperationspartner 
Traditionell stellt der Verein Haus und Grund zum Stammtisch einen neuen Kooperationspartner vor, dieses Mal den Schornsteinfegermeister Marcel Facius. Er ist nicht nur Schornsteinfeger sondern auch, passend zum Thema, ausgebildeter Gebäudeenergieberater. Für die Ausstellung eines Gebäude-Energieausweises wird er zukünftig für alle Mitglieder einen Rabatt gewähren.

 

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