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09.01.2024

Film „Reale Afrikabilder“: Das sagt der Regisseur und es gibt Eintrittskarten zur Kinovorführung am 14. Januar zu gewinnen.


Mika Stange, umgeben von Sejoud Al Khatib und Sajad Djawadi

von Ralf Gießler

Herzberg) Am Sonntag, den 14. Januar, präsentieren das Osteroder Tilman-Riemenschneider-Gymnasium (TRG) und die Elhadj Diouf Foundation (EDF) den Dokumentarfilm „Reale Afrikabilder“ gemeinsam mit einer thematisch ergänzenden Fotoausstellung. Los geht es um 14 Uhr im Herzberger Kino „Central-Lichtspiele“ (wir berichteten). Der „Eseltreiber“ sprach im Vorfeld mit dem Regisseur des Streifens, Mika Stange:

Herr Stange, bitte stellen Sie sich unseren Leserinnen und Lesern kurz vor.

Mein Name ist Mika Stange und ich bin 22 Jahre alt. Ich habe 2019 mein Abitur am TRG Osterode absolviert und direkt danach mein Studium zum Grundschullehrer an der Universität Hildesheim begonnen, wo ich zurzeit meinen Master mache. Seit meiner Reise 2018 nach Kaolack bin ich ein aktives Mitglied des Senegalprojekts. Sowohl damals als auch im Januar 2023 habe ich die Reisen filmisch begleitet. Zudem habe ich einen weiteren Film zur Begegnung 2023 hier in Osterode geschnitten.

Wie kam es zu dieser Reiseidee, warum haben Sie mitgemacht?

Ich selbst sehe mich als ein Teil des Projekts seit 2018. In diesem Jahr durfte ich das erste Mal mit in den Senegal. Ebenfalls als filmische Begleitung. Zu dieser Reise mit dem Motto „Tennis verbindet“ habe ich ebenfalls einen 45-minütigen Film gedreht. Seitdem gehöre ich als Alumni (Absolvent einer Schule, die Red.) oder auch Junior-Botschafter zum Senegal-Projekt dazu.

Alles hat damit angefangen, als mich Tobias Rusteberg - TRG-Koordinator der Schulpartnerschaft mit dem Senegal - Ende September 2022 gefragt hat, ob ich aus den Aufnahmen der heimischen Begegnungsreise „Unsere Tage auf der Welt – Reale Europabilder gemeinsam entwickeln“ einen Film zusammenschneiden könne und ob ich mir vorstellen könne, die Projektfortsetzung im Januar 2023 nach Kaolack filmisch zu begleiten. Natürlich habe ich sofort zugesagt. Während meiner Reise als Schüler habe ich schon ein paar Bekanntschaften machen können, umso größer war meine Vorfreude auf ein Wiedersehen.

Was hat Sie bei dieser zweiten Reise in den Senegal besonders überrascht und wie sind Sie filmisch vorgegangen?

Ich habe mir kein Skript geschrieben oder irgendeinen Plan gemacht, was ich für Bilder einfangen möchte. Meiner Meinung nach entstehen die besten Aufnahmen aus dem Moment heraus, also alles sehr spontan. Klar hatte ich schon vor Antritt der Reise ein paar Ideen und Vorstellungen, aber ich habe mich trotzdem überraschen lassen. Mir persönlich war vor allem wichtig, so authentisch wie möglich zu dokumentieren. Beim Filmen ist mein Leitgedanke immer, dass ich den Menschen, die meine Filme schauen, das Gefühl gebe, selber ein Teil der Reise zu sein.

Eine Sache bleibt mir besonders in Erinnerung: Ich bin nicht als Journalist in den Senegal geflogen, zumindest habe ich das gedacht. Natürlich war meine Aufgabe die ganze Reise zu dokumentieren, aber mir war vorher nicht klar, wie sich mein Auftreten auf die Einheimischen auswirken würde. Ich erinnere mich sehr gut an skeptische Blicke auf dem Fischmarkt in Dakar oder auf den Straßen rund um die Regierungsgebäude. Dies fühlt sich fast so an, als hätte ich ein großes Schild auf der Stirn, auf dem „PRESSE“ draufsteht. Da wurde mir doch etwas mulmig. Dieses Gefühl hatte ich bei der ersten Reise nicht.

Worum geht es in „Reale Afrikabilder“, was möchten Sie dem Publikum zeigen?

Ich möchte die Menschen und deren Kultur zeigen. Afrika leidet seit jeher unter dem Stigma der Armut – verstärkt durch Flucht und Zuwanderung nach Europa, besonders nach Deutschland. Natürlich ist dies nicht ganz falsch, aber dieses Stigma sollte nicht das Land, geschweige denn den Kontinent ausmachen. Ich möchte ein reales Bild von Afrika vermitteln. Jeder hat einen Grund zum Lächeln, egal ob in Europa oder in Afrika. Jeder sieht Glück anders. Jeder hat ein anderes Verständnis von Freude. Dies und die besonderen Menschen in einem besonderen Land werden im Film deutlich. Der Film geht 90 Minuten und dokumentiert die Begegnung der Projektgruppe „Unsere Tage auf der Welt – Reale Afrikabilder gemeinsam entwickeln“. Er eröffnet einen Einblick in das Leben der senegalesischen Partner und zeigt einmalige Eindrücke der deutsch-senegalesischen Gruppe.

Man spürt den hektischen Alltag in der pulsierenden Hauptstadt Dakar, man fühlt mit bei den Gesprächen mit einem Fischer rund um das Thema Migration, man begreift die Tiefe der Freundschaft zwischen Osterode und Kaolack durch die verschiedenen Schulszenen und die Darstellung der EDF-Projektorte (Krankenstation, Schulbau). Man könnte den Film mit einem kleinen Einblick in ein überdimensionales Wimmelbild vergleichen. An jeder Ecke, auf jeder Charette und in jedem Lächeln ist vieles zu sehen und noch viel mehr zu entdecken. Lassen Sie sich ein auf diese besondere Reise in ein besonderes Land mit seinen besonderen Menschen.

Was bedeutet Ihnen die Brücke zwischen Osterode und Kaolack?

Für mich symbolisiert die Brücke Hoffnung. Hoffnung, weil es fast unglaublich wirkt, dass sich zwei Menschen aus zwei komplett unterschiedlichen Teilen der Welt anfreunden, und so etwas Großes ins Leben rufen können. Gerade in der heutigen Zeit, wo mehr „Mauern“ gebaut werden, ist solch eine Brücke von großer Bedeutung und setzt ein Zeichen dafür, dass wir zusammen so viel mehr bewirken können als jeder für sich allein. Ich bin Teil dieser Brücke und sehe mit Stolz, wie Jahr für Jahr weitere Junior-Botschafter und Botschafterinnen dazukommen. Elhadj Diouf, der Mitinitiator dieser Partnerschaft, hat immer gesagt: „Wer die Jugend erreicht, erreicht viel.“ Er hatte wirklich recht.

Was ist zum Beispiel beim Schneiden besonders leicht oder schwer gefallen? Gibt es eine Lieblingsszene?

Schneiden im Allgemeinen ist keine leichte Sache. Es bedarf so vieler Schritte. Auch wenn es mir immer Spaß macht, ist man doch stets von den Mengen an Daten überwältigt. Wir sprechen in diesem Fall von circa drei Terabytes an reinem Videomaterial. Dieses erstmal zu sichten und zu filtern ist schier unmöglich. Gerade der Beginn ist immer etwas schwieriger, weil das Projekt beziehungsweise die Idee nur im Kopf existiert. In der Realität und Praxis sieht das dann doch etwas anders aus. Oftmals hatte ich eine gute Idee, welche sich am Ende jedoch als „schlecht“ und nicht machbar herausstellte. Das konnte teilweise echt frustrierend sein. Auf der anderen Seite war ich dann aber umso zufriedener, wenn etwas wirklich gut gepasst hat, wie zum Beispiel der finale Übergang von Sejouds Gesang zum Abspann oder die Fokussierung auf die jugendlichen Perspektiven.

Wie waren die ersten Reaktionen auf den Film nach der schulinternen Veröffentlichung?

Die Leute waren begeistert. Es hat mich so gefreut, dass sich so viele Menschen meinen Film anschauen wollten. Viele haben im Anschluss das Gespräch mit mir gesucht und darauf gepocht, dass dieser Film noch weitergetragen werden soll. Das hat mich sehr gerührt und nun kommt er tatsächlich ins Kino. Das ist eine Auszeichnung für alle Mitwirkenden und auch eine schöne Belohnung für all die Stunden Arbeit. Ich hoffe, dass möglichst viele Interessierte am 14. Januar dabei sein werden und dass wir mindestens einen Kinosaal bis auf den letzten Platz füllen.

Warum sollte man sich den Film nicht entgehen lassen?

Der Film soll für jeden ein Erlebnis sein. Nicht ausschließlich aufgrund der filmischen Qualität (es gibt auch Drohnenaufnahmen), sondern weil er Afrika am Beispiel Senegals hautnah erleben lässt. Es ist die Perspektive, die diesen Film ausmacht. Es geht zum einen darum, möglichst viele Alltagsmomente zu einem realen Afrikabild zusammenzufügen. Dies wird ergänzt durch eine eindrucksvolle Ausstellung im Kinofoyer, die bereits im Niedersächsischen Landtag für Begeisterung sorgte. Es sind letztendlich die Menschen, die diesen Film so besonders machen. Zudem erfährt man hautnah, was die mittlerweile 12jährige Brücke zwischen Osterode und Kaolack ausmacht und welch beeindruckende Arbeit die Elhadj Diouf Foundation mit ihrer Partnerstiftung Association Koumbi Saleh (AKS) vor Ort leistet. Kurzum: Es ist für jeden von klein bis groß etwas dabei, dieser Kinonachmittag wird sich in jedem Fall lohnen.

Tobias Rusteberg als verantwortlicher Lehrer am TRG pflichtet dem Regisseur bei: „Von der ersten Sekunde an wird der Zuschauer in seinen Bann gezogen. Es ist, als würde man durch den Film den afrikanischen Kontinent betreten und mit den Menschen vor Ort ins Gespräch kommen. Es ist Mika gelungen, mit dem Herzen zu drehen, daher erreicht er auch unsere Herzen. Das ist eine großartige Leistung, sein filmisches Meisterwerk verdient viele Zuschauerinnen und Zuschauer. Nach 90 Minuten hat man ein reales Bild davon, was Senegal so lebens- und liebenswert macht und warum die Zusammenarbeit auf Augenhöhe das A und O dieser Brücke ist. Mika hat ein Stück des gemeinsamen Weges eingefangen und für andere begehbar gemacht."

Die Einnahmen dieser Veranstaltung werden sowohl für die Förderung weiterer Begegnungsreisen (auch hier ist die EDF stets unterstützend dabei) als auch für den Bau des Bildungskomplexes verwendet. Jeder Cent komme an, da die EDF eine rein ehrenamtlich agierende Stiftung sei, so die Verantwortlichen.

Die Karten sind im Vorverkauf im Kino in Herzberg, an der Stadthalle in Osterode am Harz zu den gewohnten Öffnungszeiten und gegen Barzahlung erhältlich sowie online unter https://kinowelt-online.de/programm/film/unsere-reise-nach-kaolack-in-senegal-2023. Auch am Vorführungstag selbst können noch Tickets erworben werden.

Höhepunkt: Es werden Eintrittskarten vom Veranstalter verlost.

Beantworten Sie dafür folgende Frage: Wie weit ist Kaolack von Dakar entfernt?

Einsendeschluss ist Donnerstag, der 11. Januar (23.59 Uhr). Bitte schicken Sie Ihre Antwort per E-Mail an folgende Adresse: rusteberg@elhadj-diouf-foundation.de.

Unter allen richtigen Einsendungen werden die Gewinner ausgelost und am Freitag per Mail informiert.


Die Projektgruppe

Mika Stange, Regisseur des Dokumentarfilms

 

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