Kultur

29.03.2017

„Kirche ist überall dort, wo Gottes Wort gepredigt und geglaubt wird“


Kulturkreis Bad Lauterberg eröffnete Universitätstage zum Lutherjahr

Mareike Spillner für den Kirchenkreis Harzer Land

Zu Ehren des 500. Reformationsjubiläums haben die Lauterberger Universitätstage des Kulturkreises in Bad Lauterberg in diesem Jahr ein besonderes Motto: Sie beleuchten die Reformation aus unterschiedlichen Perspektiven.

Und dazu hat diese Vortragsreihe, die am Donnerstag im bis auf den letzten Platz besetzten Café Amadeus mit einem Vortrag von Dr. Friedrich Seven, Pastor i. R., würdig eröffnet wurde, qualifizierte Referenten in petto. „Von der Freiheit eines Christenmenschen“, lautete an diesem Abend sein Thema, das die Aspekte der evangelischen Freiheit und die Freiheiten in der damaligen Zeit und auch heutzutage in den Blick nahm.

„Den christlichen Glauben wollte Martin Luther in den Mittelpunkt einer Kirche stellen, die für ihn bis dahin den Weg des Menschen zu Gott nur verdunkelt hatte“, führte Dr. Seven Luthers Intension zur Beginn der Reformationsbewegung seit dem Jahr 1517 aus. Denn ganz besonders Luthers Schrift von 1520 „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ in ihrer Wirkung auf die kirchlichen und politischen Verhältnisse der damaligen Zeit sollte die etwa 100 Gäste an diesem Abend beschäftigen. Und in ihrer Bedeutung für die Geschichte: Von einer Welt des Ablasshandels, der strikten Gesetze und Auflagen hin zur Selbstbestimmtheit, einer persönlichen Freiheit und der Freiheit der Kirche.

„Dazu nahm sich Martin Luther die  Freiheit, die dieser Glaube schenkt. Nämlich die Unabhängigkeit, in der der gläubige Mensch nicht mehr angstvoll auf die Vergebung der Kirche wartet, sondern auf die Gnade und Liebe Gottes“, so Dr. Friedrich Seven, der es verstand, mit Anekdoten, Passagen aus Briefen und der ein oder anderen amüsanten Bemerkung zu unterhalten. So hörte ihm sein Publikum gerne und aufmerksam zu.

Auch auf die Schattenseite der Reformation, die Zeit der Bauernkriege, ging der ehemalige Pastor von Scharzfeld ein. „Wer so die christliche Freiheit betonte, musste indes vor 500 Jahren damit rechnen, dass religiöse und politische Bewegungen wie etwa die aufständischen Bauern  diese Freiheit auf ihre Fahnen schreiben wollten“, führte der Referent aus. „Doch Kirche ist überall dort, wo Gottes Wort gepredigt und geglaubt wird“,  zeigte Seven die neue Sichtweise des Glaubens, die mit den Jahren seit Reformationsbeginn eintrat, auf.

Und auch seine Meinung zur heutigen, vieldiskutierten Vielschichtigkeit der Religionsfreiheit ließ er nicht außer Acht: „Wir sollten nicht nur an Privilegien festhalten wollen. Glaubensfreiheit bedeutet zunächst einmal: Freiheit des Andersglaubenden.“

Der nächste Vortrag der Universitätstage zum Lutherjahr, die auf Idee von Professor Dr. Berend Willms entstanden sind, beschäftigt sich am Donnerstag, 30. März, um 19.30 Uhr im Kurhaus Café Amadeus in Bad Lauterberg mit dem Missbrauch Luthers in der DDR. Dr. Erhart Neubert aus Erfurt/Limlingerode, der in der DDR in verschiedenen Oppositionsgruppen mitarbeitete, referiert an diesem Abend zu diesem Thema.

Weiter geht es dann im Mai:
Donnerstag, 4. Mai, um 19.30 Uhr „Luthers Haltung gegenüber den Juden und dem Islam“ mit Prof. Dr. Thomas Kaufmann, Göttingen

Donnerstag, 11. Mai, um 19.30 Uhr „Die Lutherjubiläen der vergangenen Jahrhunderte“ mit Prof. Dr. Hartmut Lehmann, Kiel. Veranstaltungsort ist jeweils das Café Amadeus in Bad Lauterberg.




 

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