Kultur

09.03.2017

Baumann und Clausen wussten das Publikum zu begeistern


von Petra Bordfeld

Dass Oberamtsrat Alfred Clausen und Passamtsfuzzi Hans-Werner Baumann – alias Frank Bremser und Jens Lehrlich –  mittlerweile Dauergäste in der Stadthalle Osterode sind, steht seit dem ersten Auftritt vor neun Jahren fest. Dass sie aber auch längst zu personifizierten Dauerbrennern der Begeisterung entflammt sind, machte ihnen das Publikum sowohl während der offiziellen 90 Minuten, als auch bei den 30 Zugabeminuten mittels nicht enden wollender Beifallorkanen sehr deutlich.

Die beiden Originale aus dem imaginären Neddelhastedtfeld hatten auch  wieder ihre spritzigen, witzigen, nicht selten sehr  bissigen Wortspielereien sowie die selbst gestellten Slapstickfallen  und Situationskomik vom Feinsten mitgebracht. Die Zungenakrobatik, die bei dem einen oder anderen Zuschauer beim Nachmachen wohl für Verstauchungen dieses Muskelkörpers im Mund gesorgt hätte, fehlte ebenso wenig, wie die gesanglichen und instrumentalen Einlagen. All das wurde von Gestik, Mimik und Tanzeinlagen stark unterstrichen.   

Die beiden Herren von Amt machten diesmal sehr deutlich, dass es nicht so einfach ist, die Sprache der Jugend zu verstehen und dann auch noch dem Sohn Aufklärungsunterricht zu geben. Der Oberamtsrat, der übrigens äußerst erfinderisch bei der Definition von Fremdworten, aber der  Computertechnik nicht gewachsen war, nahm dazu eine Gurke und eine Socke zu Hilfe.
Aber sonst blieb – zumindest bis zur Pause – fast alles beim Alten. Die Bestechungsgelder sollten sogar im Rathaus bis mindestens Ostern 2018 weiter fließen, die Mettschnittchen wurden geschmiert und das Käffchen getrunken. Besonders lecker das Gespräch zwischen Hans Werner Baumann und der Sekretärin.
Alfred Clausens Definition des „Blauen Briefes", den er vom Bürgermeister in die Hand gedrückt bekam, war nicht minder köstlich. Denn er definierte die Suspendierung als nette Einladung zur Suppe.

Nach dieser Erkenntnis wussten die beiden Pausennehmer – das Gegenteil von Arbeitnehmer – sich nicht anders zu helfen, als einen feurigen Rap zu präsentieren, um sich dann auf die Internetsuche nach neuen Herausforderungen ohne Anforderungen zu machen. Sofort meldete sich der Intendant des Berliner  Staatstheaters, der zwei Mitarbeiter suchte, welche die Rollen verteilen, und zwar auf jeder Toilette.

Das wäre für das gesellige Beamtenduo wohl in zu viel Arbeit ausgeartet. Nun saßen sie mitten auf der Straße und warteten darauf, dass ein Auto anhielt, um sie auf einen Weg in die Zukunft mitzunehmen. Und genau in diesem Traumfahrzeug saß der Produzent Dieter B. aus Tötensen. Er  ließ sie wissen, dass sie als  Mischung aus Ernie und Bert sowie Dick und Doof wären und Talent hätten. Die „Rathaus Amigos“ waren geboren.

Nach der Pause erstürmten sie mit überdimensionalen Sombreros sowie mittels begeisterungswürdigen Gesangs und Bewegung erneut in die Herzen des Fans aus nah und fern. Dabei plauderten sie aber auch ein wenig aus dem Täschchen, in welchem 24 Wochen Urlaub und eine Europatournee passten. Da sie diesen Erdteil und das Publikum der Stadthalle schon vollends erobert hatten, wollten sie nicht bloß rund um die Welt, sondern hinauf ins Weltall. Dabei kamen sie auf die Idee, das Treffen mit Außerirdischen bei ihnen Zuhause zu proben. Diese Begegnung setzten die beiden Amigas so in Szene, dass diese sich als wahres Sahnehäubchen des Abends entpuppen sollte.

Nachdem zwischendurch nicht „nur“ über die beiden Ehefrauen, sondern auch über Alfred Schwiegermutter kräftig spöttischer Dampf abgelassen worden war, schaffen sie es am Ende  nur mit Zugaben, den Applaus in kurzfristige Ruhestellung zu versetzen.

Zuerst einmal stellten sie sich und ihren wahren Werdegang vor, der bei einem gemeinsamen Volontariat vor 25 Jahren in Norddeutschland begann und mittlerweile 7 000 Sketche in vielen Radiosendern sowie diverse Bühnenstücke zur Folge hatte. Dann wollten sie es in Osterode 2017 wissen. Mit zehn Worten, die ihnen das Publikum zurief. Daraus verfasste Baumann während des traditionellen Besenliedes, welches Clausen allein präsentierte, einen Sketsch, der nach dreieinhalb Minuten verlesen wurde. Am Ende sollte Knöllchen Horst den Besucht von Trump und Erduan in Neddelhastedtfeld verhindern. Bill Clinton brauchte kein Bier auszuschenken und andere Wesen nicht als Schreckgespenster eingesetzt werden. Dieses Dorf hatte übrigens einen neuen Bürgermeister, der die beiden Amigos wieder verbeamten wollte. Ob das geklappt hat, dürfte beim nächsten Besuch in Osterode verraten werden. Bis dahin trinken die beiden noch das eine oder andere Käffchen oder auch mal einen Tee.


„Baumann und Clausen“ hatten das Publikum vollends im Griff



 

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