Regionales / Harz

04.03.2017

Von den Nöten der Samstagnacht, Heidi Klum und einem Duracell-Häschen


Pfarrer Maybach stellt Kabarett „Viva la Reformation“ in Clausthal vor

Mareike Spillner für den Kirchenkreis Harzer Land

Viva la Reformation hieß es am Samstagabend in der Marktkirche in Clausthal. Und da der erste Applaus nur mäßig war, ließ Pfarrer Maybach seinen Empfang gleich noch einmal zelebrieren – mit Jubel-Rufen.

Doch im Laufe des Programms wurde schnell deutlich, dass der ehemalige Pfarrer in Ueberau und nun politischer Kabarettist, seinen eingeforderten Ovationen auch gerecht wird.

Charmant-ironisch führte er zusammen mit den „Wartburg Brothers“ an Country-Blues-Gitarren und Kirchen-Orgel durch den Abend und schilderte den „ganz normalen Gemeindewahnsinn“ – von den Nöten der Samstagnacht, wenn die Predigt nicht fertig werden will bis hin zum Gleichnis vom gierigen Bankmanager. Besonders erheiternd war auch die bildlich erquickende und lebensnahe Schilderung der Braut – einem bürgerlichen Drama in drei Akten.

Erster Akt: Die heiße Phase der Vorbereitung, bei der die Braut einer Mischung aus „Heidi Klum auf Speed und einem Duracell-Häschen in Weiß“ ähnelt. Da konnte sich auch mein Mann ein Lachen nicht verkneifen.

Akt zwei: Das Traugespräch. Solo der Braut: „Streichquartett und Gospelchor – das stell ich mir ganz traumhaft vor.“

Akt drei: Der Trauspruch, der den Pastor, spätestens dann, zur Verzweiflung führt. „Muss der in der Bibel stehn? Rosenstolz wär auch ganz schön… Schatz, sag du doch auch mal was…“ Ja, ja, Szenen einer ganz normalen Hochzeitsvorbereitungs-Hysterie.

Und am Ende? Zwei Wochen vor dem großen Tag. Der Anruf: „Ach Herr Pfarrer, es tut mir leid – sie müssen wissen: Mein Reifrock ist zu breit. Und so weiter und so fort… Ich heirate im Nachbarort!“ Tata. „Dies ist auch der Grund, warum Pastoren zwei Beerdigungen lieber sind als eine Hochzeit“, schloss Maybach und erntete dafür, besonders auf Pastorenseite, viele Lacher.

Und da die Bibel ja so schlagertauglich ist – durchgehende Liebesbeziehung, Beginn im brennenden Wüstensand und so weiter – wurde Ingmar Maybach im Nu zu Ingmar Guildo Alexander und brachte das Beste aus zwölf Bibelstellen in einem Herzschmerz-Schlager auf die Bühne.

Auch seine Schilderung eines ganz normalen Taufgottesdienstes am Sonntag ließ  das Publikum freudig jubilieren:  Wenn von fünf Täuflingen drei Paul heißen, oder man bei Namen wie Leyla (die Prinzessin aus Star Wars) und Luke (Skywalker) nicht den Vater kennenlernen möchte… Ein rundum gelungener Abend, der in einen lang anhaltenden, von Herzen kommenden, Schlussapplaus mündete. Ganz ohne Nachhelfen des Künstlers.





 

Anzeige