Regionales / Stadt Osterode

25.02.2017

Bildung als Schlüssel für Integration


Osteroder Schulen berichteten über ihre Erfahrungen mit Flüchtlingen

von Christian Dolle

In Osterode werden derzeit 374 Flüchtlinge von 88 ehrenamtlichen Paten betreut. Dieser wichtige Schritt zur Integration ist auch heute, nach der großen Flüchtlingswelle, unverzichtbar, denn die zuständigen Behörden können nun einmal nicht alle Aufgaben übernehmen.

Außerdem ist im neuen Landkreis Göttingen vieles noch im Aufbau, wie Britta Matzen-Brücher von der Koordinierungsstelle Migration und Teilhabe deutlich machte als sie sich am Mittwoch bei „Willkommen in Osterode“ vorstellte.

Ute und Horst Augat sowie Brigitte und Loukas Maniatis hatten Matzen-Brücher und den Integrationsbeauftragten des Landkreises, Isa Sandiraz, eingeladen, um den Ehrenamtlichen, deren Arbeit sie koordinieren, die neuen Ansprechpartner vorzustellen. So erläuterten diese ihre Aufgabenbereiche und gaben auch gleich den einen oder anderen nützlichen Hinweis. Doch durch die Fusion muss vieles erst einmal neu aufgebaut oder angepasst werden, wie beispielsweise der Dolmetscherpool aus haupt- und ehrenamtlichen Übersetzern, in dem derzeit Ansprechpartner aus dem Altkreis Osterode erst noch eingepflegt werden müssen.

Die Zuhörer interessierte indes vor allem, welche Möglichkeiten es gibt, die von ihnen betreuten Flüchtlinge jetzt in den Arbeitsmarkt zu integrieren, denn viele von ihnen haben inzwischen die Sprachkurse so weit abgeschlossen, dass sie hier weitestgehend auf eigenen Füßen stehen können und wollen. Da ist die Vermittlung zwischen arbeitsuchenden Migranten und den hiesigen Betrieben eines der wichtigsten Themen.

Um so weit zu sein, ist die Sprache der wichtigste Schlüssel, aber – nicht zu unterschätzen – auch die deutsche Bildung, die sich ja in ihren Inhalten deutlich von der in verschiedenen Herkunftsländern unterscheiden kann, weil hier nun einmal andere Dinge wichtig sind. Zu diesem Thema waren Vertreter der Osteroder Schulen eingeladen, die über ihre Erfahrungen mit Flüchtlingskindern und jugendlichen Migranten berichteten. Deutsch als Zweitsprache wird nahezu überall unterrichtet, an vielen Schulen inzwischen sehr kompetent und mit einiger Erfahrung aus den letzten Jahren.

Daher klappt die Integration in die regulären Klassen dann auch meist problemlos. „Mit Verhaltensmaßregeln haben wir bei uns wenig zu tun“, hieß es beispielsweise von der Grundschule Lasfelde. Dafür zunehmend mit Abschiebungen und somit mit dem Zerbrechen von Freundschaften und Abschieden. An der Grundschule Jacobitor sind im Moment die meisten Flüchtlingskinder, ebenso an der Hauptschule Neustädter Tor, wo sich die oft aus der Not geborenen Strukturen mittlerweile gefestigt und bewährt haben. Für die Realschule am Röddenberg ist vieles hingegen noch Neuland, da hier aktuell nur sieben Flüchtlinge beschult werden.

Daher seien Kollegen manchmal überfordert und die Schüler fühlen sich zu wenig beachtet, so dass der große Wunsch nach Weiterbildung im Bereich Deutsch als Zweitsprache besteht. Vor allem beim Fachvokabular bestehen natürlich oft Defizite, während reines Sachwissen in den Naturwissenschaften keine Hürde darstellt. Grundsätzlich rechnet die Realschule mit einem Zuwachs an Schülern mit Flüchtlingshintergrund, da diese oft sehr ehrgeizig seien und viel Wert auf einen guten Abschluss legen.

Das bestätigte auch Dr. Carsten Wehmeyer im Namen beider BBS, die schon viele Abschlüsse und damit auch Berufseinstiege mitgestaltet haben. An der BBS II gab es die erste Sprachklasse bereits im Herbst 2014, berichtete er, inzwischen sind es vier Sprachförderklassen, darunter eine speziell für Analphabeten. „Vieles war mit heißer Nadel gestrickt“, sagte er, doch seine Erfahrung zeigt, dass sich die Flexibilität auszahlt, da unter anderem auch ehemalige Studierende aus Syrien kommen und viele Flüchtlinge aller Altersklassen so eine gute Chance für eine gelungene Integration bekommen und dann ihre Fähigkeiten in unsere Gesellschaft einbringen können.





 

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