Regionales / Stadt Osterode / Osterode

03.02.2017

Kinderärztlicher Bereitschaftsdienst:


Vertreter der KVN, aus Politik und Verwaltung suchten nach Lösungen für den kinderärztlichen Bereitschaftsdienst.

Südniedersachsen-Lösung ist ein tragfähiger Kompromiss
Bürgermeister diskutierte mit Vorstand der KVN, Ärzten und Politikern

Stadt Osterode am Harz / Löwe

Die Zentralisierung des kinderärztlichen Bereitschaftsdienstes an der Uniklinik Göttingen wird kommen, voraussichtlich ab 2018. Das ist das Ergebnis einer hochkarätig besetzten Diskussion gestern im Osteroder Rathaus. Dabei waren sich alle Beteiligten einig: Eine bessere Lösung ist derzeit nicht erreichbar.

Alternative wäre der völlige Verlust dieses Bereitschaftsdienstes, die Eltern müssten dann für ihren Nachwuchs den allgemeinen Bereitschaftsdienst in Anspruch nehmen.

Eine Situation, die in unserer Region unbedingt vermieden werden soll, die lt. Mark Barjenbruch, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN), in Niedersachsen aber sehr häufig ist: „Auf drei Vierteln der Landesfläche Niedersachsens gibt es überhaupt keinen kinderärztlichen Bereitschaftsdienst.“

Mit ihm suchten die Bundestagsabgeordneten Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD), Dr. Roy Kühne (CDU), der Stellv. Landrat Dr. Andreas Philippi (SPD), sowie der Sozialdezernent des Landkreises Göttingen, Marcel Riethig und die Osteroder Kinderärzte Martin Webel und Christian Webel unter Moderation des Osteroder Verwaltungschefs nach Lösungen.

Martin Webel machte deutlich: „Wir wollen, dass Kinder im Bereitschaftsfall auch künftig von Kinderärzten betreut werden.“ Unterschiedliche Überlegungen, wie künftig doch noch einen Bereitschaftsdienst vor Ort angeboten werden könnte, wurden besprochen, aber letztlich als nicht umsetzbar verworfen. Eine südniedersächsische Lösung, bei der an der Uniklinik ein Bereitschaftsdienst für Kinder eingerichtet wird, hat sich im Ergebnis nach übereinstimmender Auffassung als sicher nicht optimal, aber derzeit einzig gangbarer Weg herausgestellt.

Dabei verkennen die Gesprächsteilnehmer nicht, dass sie für Eltern und Kinder im Vergleich zur seit 12 Jahren bestehenden Versorgung eine Verschlechterung darstellt. Dr. Philippi und Dr. Kühne unterstützten das und vertraten die Auffassung, dass ein drohender völliger Verlust der kinderärztlichen Bereitschaftsversorgung vermieden werde: „Der schlimme Notfall bedeutet ohnehin, die 112 zu wählen.“ Auch aus diesem Grunde war es den Gesprächsteilnehmern wichtig, die mit viel Engagement der Kinderärzte gefundene Lösung nicht zu gefährden. Der Osteroder Verwaltungschef zog als Fazit: „Wir müssen froh sein, dass ein südniedersächsisches Modell mit großem Engagement der Kinderärzte ausgehandelt werden konnte – die Alternative wäre, gar nichts zu haben.“

Hintergrund:
Derzeit existiert ein kinderärztlicher Bereitschaftsdienst der niedergelassenen Kinderärzte vor Ort, so auch in Osterode am Harz. Nach einer internen Vorgabe der KVN sollen Ärzte pro Quartal nicht mehr als vier Bereitschaftsdienste machen müssen – für die KVN ein wichtiger Punkt, um überhaupt Ärzte für ländliche Regionen zu interessieren. Diese Vorgabe kann aufgrund der Zahl der Kinderärzte bei weitem nicht eingehalten werden. Außerdem sollen die Bereitschaften an einer Kinderklinik angesiedelt werden, um evtl. notwendige stationäre Weiterbehandlungen direkt vornehmen zu können. Daher ist geplant, ab spätestens 2018 einen zentralen kinderärztlichen Bereitschaftdienst an der Uniklinik Göttingen zu installieren.

Die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) sind rechtlich selbstständige und unabhängige Körperschaften des öffentlichen Rechts. Sie haben nach dem Sozialgesetzbuch, Teil V, den Auftrag, in ihren jeweiligen Bereichen die kassenärztliche Versorgung der gesetzlich Versicherten zu gewährleisten. Die Vertreterversammlung ist oberstes Selbstverwaltungsorgan der KV. Sie hat die oben genannten landesweit geltenden Vorgaben bereits im Jahr 2014 beschlossen und betont, dass es, anders als in der öffentlichen Diskussion oft behauptet, keinen Zusammenhang mit der Fusion der Landkreise Göttingen und Osterode am Harz gibt.

 

Anzeige