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27.04.2017

Füße im Mittelpunkt der Behandlung


Dr. Lars Köthe, Facharzt für Angiologie, und der Leitende Arzt des Diabeteszentrums Bad Lauterberg, Dr. Thomas Werner, vor dem Ultraschallgerät.

Diabeteszentrum Bad Lauterberg hat ein Fußnetzwerk initiiert

von Karl-Heinz Bleß

Bad Lauterberg. Das Diabeteszentrum Bad Lauterberg hat sich die Behandlung des diabetischen Fußes zum Schwerpunkt gesetzt. Der Leitende Arzt, Dr. Thomas Werner, der selbst ausgewiesener Fußspezialist ist, hat ein Fußnetzwerk von Medizinern gegründet, zu dem derzeit neben dem Diabeteszentrum die Universitätsklinik Göttingen und die Helios-Klinik in Northeim gehören. Auch mit den Kliniken in Seesen und Weende arbeitet das Netzwerk zusammen.

Das Diabeteszentrum in Bad Lauterberg hat jüngst ein Echokardiografie-Gerät angeschafft, ein bildgebendes Ultraschallgerät, mit dem man den Blutfluss sichtbar machen kann. Damit können die Ärzte Engstellen in den Blutbahnen, den Gefäßen, erkennen und über die weitere Behandlung entscheiden. Ziel ist es, möglichst viel vom Fuß zu erhalten.

Durchblutungsstörungen sind Folgeerkrankungen eines Diabetes. Diese sind gerade an den Füßen gefürchtet, weil sie wegen der unzureichenden oder gar fehlenden Durchblutung gefühllos werden. Patienten merken nicht, wenn sie sich am Fuß verletzen. Bakterielle Entzündungen, die sich schnell ausbreiten, kommen oft vor.

Bis vor einigen Jahren war es bei Diabetikern die Regel, dass die kranken Körperteile amputiert wurden, um die schnelle Ausbreitung der Erkrankung zu verhindern. 30.000 Amputationen pro Jahr wegen Diabetes sind jetzt noch die Regel. Diese Zahl wollen die Diabetologen deutlich senken. Wenn es geht, soll so viel wie möglich vom Fuß erhalten bleiben, sagt Dr. Werner.

Für die Diagnose ist maßgeblich Facharzt Dr. Lars Köthe zuständig, der in Northeim in der Gefäßchirurgie tätig ist, aber stundenweise auch im Diabeteszentrum Bad Lauterberg arbeitet. Mit der verbesserten Fußuntersuchung ist eine gezieltere Therapie als bisher möglich. Kann man medikamentös therapieren, ist eine Aufweitung der Gefäß-Engstellen per Ballon-Katheter angebracht oder muss man chirurgisch tätig werden?

„Wir können eine Komplett-Behandlung anbieten, mit Ausnahme der Katheter-Behandlung“, erklärte Chefarzt Werner. Wegen des engen Kontaktes zu den Kollegen in den Partner-Zentren seien jetzt auch komplizierte Operationen möglich. Nach der OP ist die Weiterbehandlung im Diabeteszentrum Bad Lauterberg vorgesehen. Die ersten Monate hätten gezeigt, dass das Netzwerk sehr schnell und unbürokratisch funktioniere.

„Wir haben schon einige Füße gerettet“, so Werner weiter. Unter Diabetiker habe sich über die Sozialen Medien die gute Fußbehandlung herumgesprochen, so dass mehr Patienten mit schweren Erkrankungen nach Bad Lauterberg kommen. „Die Fall-Schwere ist gestiegen“, fügt Verwaltungsleiter Hartmut Bethmann hinzu. Unterstützt wird der Ruf des Zentrums dadurch, dass die Diabetesklinik zum wiederholten Male als Top-Krankenhaus in Niedersachsen in der Focus-Klinikliste steht.

Inzwischen hat die Diabetesklinik eine eigene Fuß-Station eingerichtet. Dort befindet sich auch die Notfall-Fußstation, in der immer Betten bereitstehen, um bei Fuß-Verletzungen schnell handeln zu können. Neu ist auch die Fuß-Schulung im Diabeteszentrum: Wie verhalte ich mich als Diabetiker bei Verletzungen?

Als „glücklichen Umstand“ bezeichnete es Werner, dass ein Krankenpfleger und Wundmentor im Haus gelernter Schuhmacher sei. Der könne Patienten fachlich kompetent beraten, wenn sie einen neuen orthopädischen Schuh benötigen. Über das Fußnetzwerk gibt es sogar Verbindungen zur Entwicklungsabteilung von Otto-Bock in Duderstadt.

Wenn es nach Verwaltungsleiter Bethmann geht, wird sich die Fachklinik für Diabetes und Stoffwechselkrankheiten zu einem „Kompetenzzentrum Diabetes und Co-Erkrankungen“ entwickeln, die „alles abdeckt“. Dazu will das Diabeteszentrum weitere leistungsfähige Partner finden, die weitere Krankheiten abdecken. Unter anderem sei geplant, zum Ende des Jahres eine Hautärztin mit in das Netzwerk aufzunehmen.




 

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